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Politik

Grüne kritisieren „Gewerbegebiete-Lobbyismus“ des Bürgermeisters

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Aktuell kann der interessierte Wetteraner den Eindruck gewinnen, der einzige Plan des Bürgermeisters zum Thema Stadtentwicklung sei die Erschließung neuer Gewerbegebiete. Immer wieder tauchen vermeintliche Sachverständige auf, die im Auftrage der Regierenden Plädoyers für neue Gewerbegebiete halten.

Selbst der eigentlich städtische Pressesprecher schickt dann schonmal Aussendungen mit den Darstellungen dieser Experten an die Presse. Zuletzt wurde gar ein „Unternehmensexperte“ der Industrie- und Handelskammer Hagen (SIHK) in einen der Ausschüsse geschickt um auch dort Stimmung für die Bevorratung von Gewerbeflächen zu machen. Bei den Ausschüssen handelt es sich immerhin um jene politischen Gremien, die in Wetter viele wichtige Entscheidungen treffen. Ein zumindest problematischer Vorgang – zudem die Politik der Erweiterung von Gewerbeflächen für den Fall, dass die mal irgendwann irgendjemand benötigt, durchaus umstritten ist.

Hinzu kommt die unerfreuliche Situation, dass die Stadtspitze offenbar keinerlei nachvollziehbares Konzept zur Stadtentwicklung hat. Es gibt ja bekanntlich keinerlei Stadt- und Standortmarketing und eine Wirtschaftsförderung, die personell so unterbesetzt ist, dass sie die vielfältigen Aufgaben nicht bewältigen kann. Dabei gibt es genug Aufgaben, die genau dort zu erledigen sind. Man denke nur an fehlende Konzepte zur Entwicklung der frisch renovierten Geister- -pardon- Kaiserstraße oder fehlendes Internet-Know-How in weiten Teilen der Wirtschaft bis hin zur Telekommunikations-Infrastruktur, die dort, wo die Wirtschaft sie braucht, einfach fehlt. Auch ein Masterplan für den Einzelhandel und die Entwicklung der zu einem erheblichen Teil maroden leer stehenden Gewerbeimmobilien fehlt.

Eine Ähnliche Auffassung vertreten auch die Grünen. In einer Pressemitteilung zur Lobbyarbeit der Stadtspitze sagt Sprecherin Karen Haltaufderheide:

„Es ist nicht mehr zu übersehen: Der Bürgermeister hat eine groß angelegte Kampagne für neue Gewerbegebiete gestartet. Niemand soll danach noch anzweifeln, dass Wetter lebensnotwendig weitere Gewerbeflächen braucht – auch über den Stork hinaus. Denn offenkundig geht es nicht nur um diese umstrittene Fläche, sondern auch um die Vordere Heide als Vorratsfläche im Regionalplan.“ (…)

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„Hinter dem smarten Begriff der angebotsorientierten Gewerbeflächenpolitik verbirgt sich die Forderung, in jedem Ort deutlich mehr Flächen zu entwickeln und vorzuhalten, als Bedarf zu erwarten ist. Betriebe sollen sich die Filetstücke jederzeit aussuchen können. Damit hinkt Herr Brünger noch deutlich hinter dem aktuellen Ansatz zurück, interkommunal und damit maßvoller zu entwickeln. Flächen entwickeln heißt fast immer: Natur und Landwirtschaft zerstören.

Geradezu polemisch ist das Untergangsszenario, das Herr Brünger (der Experte der SIHK, Anm. d. Red.)  im Falle fehlender „Flächenbevorratung“ auch auf Wohnen und Kultur, mithin auf jegliches städtisches Leben erweitert. Das mag vielleicht für Kommunen in anderen Regionen gelten, nicht aber für Wetter. Umgeben von Großstädten industrieller Prägung ist eine unserer Stärken die hohe Wohnqualität in natürlicher Umgebung. Diese Stärke verlieren wir, wenn wir der niemals endenden Forderung nach weiteren Gewerbeflächen stetig nachgeben.

Für uns gilt immer noch die alte Forderung nach Stadtentwicklung mit Augenmaß – was nicht gegen Gewerbeentwicklung spricht. Aber uns sind die Interessen unserer Bürger*innen wichtiger als von außen geführte Kampagnen interessengeleiteter Funktionäre.“

 

Archivbild

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2 Comments

2 Comments

  1. Klaus Schubert

    12. Juni 2015 at 9:19

    IMHO: Was Sie meiner Ansicht nach falsch sehen, ist zum einen das Sie einen Verlust der Wohnqualität durch neue Gewerbegebiete begründen. Dem ist nicht so! Hier soll sich ja keine Schwerindustrie ansiedeln.
    Zum anderen braucht Wetter Gewerbegebiete. Ich kenne im privaten Kreis einen Unternehmer, der 5 Jahre versucht hat ein Grundstück zu Gewerbezwecken in Wetter zu erwerben. Schließlich ist er nach Witten abgewandert.
    Die Firma Burg hat lange versucht hier in Wetter zu expandieren. Nun haben sie ihre Flächen in Wetter verkauft und haben ihren neuen Sitz in Hagen.
    Das sind nicht nur potentielle Steuergelder die verloren gegangen sind, sondern sich Arbeitsplätze. Sie argumentieren ja immer mit „Wohnqualität“. Für mich ist Wohnqualität auch, einen Arbeitsplatz in der nähe zu haben! Für mich ist Wohnqualität in einer Stadt zu leben, wo ich keine Grundstück B Steuererhöhung in Kauf nehmen muss, weil Steuereinnahmen einbrachen.
    Man darf bei all dem ungemach was so ein Gewerbegebiet mitbringt nicht vergessen, dass es vor allem Geld und wirtschaftlichen Aufschwung bringt. Das bedeutet auch Kaufkraft. Und vielleicht füllt sich dann die Geisterstraße – pardon Kaiserstraße auch wieder mit leben.

    IMHO (In my humble Opinion)

    Auch wenn meine Kritik jetzt vielleicht harsch klang, so schätze ich dennoch Ihren Blog als erfrischend unabhängige Quelle.

    • Alex

      12. Juni 2015 at 11:40

      Keine Sorge, Herr Schubert. Wir freuen uns über jeden Kommentar. Selbstverständlich auch über jene, die eine andere Auffassung vertreten als der Autor eines unserer Artikel.

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