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Bahnunfall: Klicks statt Fakten

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Am Donnerstag hatten Einsatzkräfte mit einem schrecklichen Vorfall zu tun. Eine junge Frau war von einem Zug erfasst worden. Die örtliche Lokalzeitung hatte schon schnell eine Geschichte online – wohl um den täglich sinkenden Verkaufszahlen zu begegnen. Im Wetter Magazin war erst am Abend eine Meldung zu lesen. Zahlreiche Leser haben daraufhin gefragt, warum wir bisher nicht berichtet haben.

Wir haben auf die „schnelle Nummer“ erneut verzichtet, da wir erhebliche Zweifel an der Geschichte hatten, die von der Zeitung erzählt wurde. Durch gewöhnlich gute Kontakte zu den Kollegen mit dem Blaulicht auf dem Autodach erfahren wir zeitnah, wenn es etwas zu berichten gibt. Da wir uns zu einer stets wahrheitsgemäßen Berichterstattung verpflichtet haben, verzichten wir auf Behauptungen und warten auf Fakten.

Inzwischen gehen die Ermittler der Hagener Kripo davon aus, dass es sich um eine Selbsttötung handeln könnte und die Frau – anders als dargestellt – zum Zeitpunkt des Unglücks allein am Ort des Geschehens war.

Diese Fakten bringen uns in eine neue Abwägungs-Situation: Darf man über Selbsttötungen berichten? Es gibt eine Selbstverpflichtung der Presse, der sich viele Redaktionen verpflichtet fühlen, die solche Berichte ausschließt. Der Gedanke bei diesem Verzicht ist, mögliche Nachahmer nicht auf „dumme“ Gedanken zu bringen.

Nach unserer Kenntnis gibt es für die These, dass auch nur ein Selbstmord durch die Selbstzensur der Presse verhindert werden konnte, keinen Anhaltspunkt und auch keinen wissenschaftlichen Beweis.

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Da aber auch wir keine bessere Idee haben, wie man mit solchen Tragödien sinnvoll umgeht, haben wir uns vor langer Zeit entschlossen, nur über die Fakten zu berichten und die Hintergründe nicht zu erwähnen. Wir möchten dieses Thema – allgemein und nicht auf diesen Fall bezogen – gern zur Diskussion stellen und freuen und auf Ihre und eure Meinungen.

Der Autor dieses Beitrages arbeitet ehrenamtlich für eine Organisation, die sich für Verbrechensopfer einsetzt und diese Menschen betreut. Dort haben wir die Erfahrung gesammelt, dass es Menschen sehr hilft, wenn sie mit anderen Betroffenen über ihre Gedanken sprechen können. Wir ermutigen daher jeden, der in einer schwierigen Situation ist oder gar Selbstmordgedanken hegt, mit einer dieser Institutionen zu sprechen.

Eine erste Anlaufstelle kann die Telefonseelsorge sein. Dort wird übrigens nicht – wie der Name befürchten lässt – missioniert. Die Leute dort hören gern zu und kennen die Telefonnummern anderer Organisationen, die sich auf zahlreiche Lebenssituationen spezialisiert haben.

Telefonseelsorge: 0800/111 0 111 oder 0800/111 0 222 oder 116 123 (Anrufe sind gebührenfrei und anonym)

Beratung per Chat oder Mail: www.telefonseelsorge.de

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