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Vermisster 21-Jähriger tot geborgen – Zeit für ein Badeverbot?

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Der am vergangenen Samstag in der Ruhr bei Wengern verschwundene 21-Jährige wurde tot aufgefunden. Kanufahrer hatten einen leblosen Menschen im Wasser gesehen und die Rettung verständigt. Angehörige hatten den jungen Mann später identifiziert.

Dies ist der zweite tragische Unfall in Wetter innerhalb von zwei Jahren und der zehnte in NRW innerhalb eines einzigen Wochenendes. Zu den Tragödien kam es immer deshalb, weil Menschen die Gefahren, eines Bades in einem Fluss unterschätzen. So wurde in den vergangenen Tagen immer wieder der Ruf nach einem Badeverbot laut. Aber kann das helfen, solche Unfälle zu verhindern? Das Wetter Magazin sprach mit Markus Kangowski (Foto unten), technischer Leiter Einsatz beim DLRG in Wetter. Er war auch an der Suche nach dem Vermissten am Wochenende beteiligt.

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Wäre ein Badeverbot aus Sicht des DLRG die Lösung?

Nein. Ein solches Verbot wäre kaum zu kontrollieren. Besonders Jugendliche und Kinder haben darüber hinaus ein besonderes Verhältnis zu Verboten.

Was sind Ihre Vorschläge um solche Tragödien zu verhindern?

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Ganz einfach: Niemals in fließenden Gewässern baden! Gerade die Ruhr ist wirklich heimtückisch. Starke Strömungen bringen selbst erfahrene Rettungsschwimmer schnell an ihre Grenzen. Wenn dann noch das eiskalte Wasser die Bewegungen lähmt wird es ganz schnell lebensgefährlich. Dazu kommt der tückische Untergrund. Das Wasser ist am Rand erst Knietief und dann einen Meter weiter plötzlich fünf Meter tief. Eine lebensgefährliche Umgebung – nicht nur für Kinder. Das gleiche gilt übrigens auch für viele Seen. Diese Sensibilität für die Gefahren fehlt vielen Menschen. Das haben wir erst am Wochenende wieder erlebt. Während wir nach einem ertrunkenen Menschen gesucht haben, haben in 10 Metern Entfernung Eltern ihre kleinen Kinder auf Luftmatratzen in der Ruhr schwimmen lassen. Ein lebensgefährliches Unterfangen, das selbst erfahrene Retter sprachlos macht. Als die Eltern dann von einem Polizisten angesprochen wurden, hatten die tatsächlich keine Ahnung, in welcher Gefahr sie und vor allem die Kinder waren. An dieser Stelle muss also noch sehr viel Aufklärungsarbeit geleistet werden.

Auf Wetter bezogen, wo kann ich denn gefahrlos schwimmen?

In Wetter nur im Freibad und den Hallenbädern. In anderen Städten gibt es darüber hinaus auch ausgewiesene Badeseen. Die sind ebenfalls zu empfehlen. Immer gilt jedoch, Kinder sollten richtig schwimmen lernen. Am besten bei Profis. Auch die DLRG bietet solche Kurse an, die nicht einmal teuer sind. Für Vereinsmitglieder gibt’s Rabatt. Solche Kurse gibt es übrigens auch für Erwachsene, denn längst nicht jeder kann schwimmen. Aber auch für gute Schwimmer gibt es wichtige Regeln, die jeder kennen sollte. So müssen Kleinkinder immer zugelassene Schwimmflügel tragen und dürfen nur unter Aufsicht ins Wasser. Für die größeren ist zum Beispiel wichtig zu lernen, das Kopfsprünge nur da erlaubt sind, wo es explizit gestattet ist. Niemals aber in unbekannten Gewässern. Alle Regeln für den sicheren Badespaß gibt’s auch auf der Website des DLRG: www.dlrg.de/informieren/regeln/baderegeln.html

Wie verhalte ich mich, wenn ich Zeuge eines Badeunfalls werde?

Auch sehr einfach: Wenn ich nicht gerade ausgebildeter Wasserretter bin, niemals hinterher springen! Sofort den Notruf 112 wählen und genaue Angaben zum Standort machen und der Leitstelle deutlich sagen, dass jemand im Wasser in Not ist. So können sofort auch die Experten vom DLRG alarmiert werden. Den genauen Standort kann man an der Ruhr auch den Hinweisschildern entnehmen, die entlang der Wander- und Radwege in der Nähe von Flüssen und Seen aufgestellt sind. Auf den Schildern steht eine Standortnummer. Über diesen Code erfahren die Rettungskräfte ganz genau, wo sie hin müssen. Das wichtigste ist und bleibt aber, keine Zeit zu verlieren. Wenn wir erst nach einer Stunde alarmiert werden, sind die Chancen für den Verunglückten denkbar schlecht.

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Wird die, von der SPD forcierte Schließung des Freibades nicht erstrecht zu solchen Tragödien führen?

Wir als Retter beteiligen uns nicht an der politischen Diskussion. Mir persönlich bereitet es allerdings großes Sorgen, wenn es irgendwann wirklich keine Erfrischung im Sommer mehr gibt. Die Leute könnten dann wirklich in Scharen zur Ruhr pilgern. Das möchte ich mir lieber nicht vorstellen.

 

 

 

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