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Häusliche Gewalt: Runder Tisch will für klare Sicht sorgen

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25 Anrufe in Abwesenheit – der Blick auf das Handy wird zum sichtbaren Zeichen für eine Partnerschaft, die weit davon entfernt ist, als harmonisch, glücklich und liebevoll gelten zu können. 25 Anrufe in einer halben Stunde, alle von ihm, alle von demjenigen, der so gut wie keine Möglichkeit zur Kontrolle verstreichen lässt. Alle von dem Partner, der heute Morgen mit der Äußerung „Du stellst dich immer so dämlich an, kannst überhaupt nichts!“ einen Frontalangriff auf das Selbstwertgefühl des anderen gefahren hatte. Wieder mal.

Dies und einiges mehr hat in den letzten Jahren Wunden hinterlassen. Wunden, die für die Betroffene zwar schmerzvoll aber nicht sichtbar sind. Sie aber gleichzeitig immer wieder mit der Frage zurücklassen, ob das alles in Kombination mit zwischenzeitlichen Nettigkeiten nicht irgendwie noch als „normal“ gelten darf oder doch schon als Warnsignal für eine gewaltgefährdete Partnerschaft zu werten ist.

„Körperliche Gewalt und ihre Folgen sind unmittelbar spürbar und erkennbar. Dies macht es auch Außenstehenden leichter, zu reagieren und Hilfe anzubieten. Für andere Gewaltformen gilt das nicht“, macht Petra Bedow, Geschäftsführerin des Runden Tisches EN gegen Häusliche Gewalt, deutlich. Für die Gleichstellungsbeauftragte der Kreisverwaltung macht dies einen Alltag mit fortgesetzter psychischer Gewalt noch dramatischer. „Schließlich sind mit Erlebnissen wie totaler Kontrolle, Demütigungen und Beleidigungen sowie finanzieller Abhängigkeit und sozialer Isolation schwerwiegende und lang anhaltende Gesundheitsbelastungen verbunden.“

Bereits im elften Jahr macht der Runde Tisch EN gegen Häusliche Gewalt mit einer Aktion öffentlichkeitswirksam und im gesamten Ennepe-Ruhr-Kreis auf Häusliche Gewalt und ihre Folgen für die Betroffenen aufmerksam. Rund um den 25. November, den Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, sind die Mitglieder in acht von neun Städten an Infoständen präsent.

2015 steht die Botschaft „Jetzt sehen Sie klar – GEWALT hat viele GESICHTER!“ im Mittelpunkt. In Kombination mit Hinweisen zu Beratungsstellen und Ansprechpersonen ist sie auf 1.500 Brillenputztüchern sowie auf 2.000 Scheckkartenkalendern zu lesen.

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„Natürlich“, so Bedow „stehen wir vor Ort auch zu persönlichen Gesprächen zur Verfügung und erläutern, wo sich Betroffene praktische Hilfe holen können.“ Diese reiche von Beratungsgesprächen über Hinweise zu Maßnahmen der Täterarbeit sowie zu Rechten von Opfern und Verhaltensempfehlungen bis zur Aufnahme ins Frauenhaus.

Ebenso erschreckend wie die Facetten der Gewalt, zu deren Opfern auch immer die Kinder zählen, sind die Fallzahlen. In Deutschland hat rund ein Viertel aller Frauen schon einmal körperliche oder sexuelle Gewalt in einer Partnerschaft erfahren. Für das zurückliegende Jahr meldet die Kreispolizeibehörde, die für acht Städte des Ennepe-Ruhr-Kreises zuständig ist, 159 Fälle Häuslicher Gewalt und 102 Wegweisungen der Gewalttätigen aus Wohnungen, in 137 Fällen erfolgte eine Vermittlung der Betroffenen an Beratungsstellen. Für Witten lauten die aktuell vorliegenden Zahlen 132, 67 und 43 sowie 53 Vermittlungen an das Jugendamt.

„Wir dürfen uns also nichts vormachen: Häusliche Gewalt ist für viel zu viele an Ennepe und Ruhr qualvoller Alltag. Und das übrigens völlig unabhängig von der Gesellschaftsschicht“, macht Bedow deutlich.

Der „Runde Tisch EN gegen Häusliche Gewalt“ ermutigt alle Betroffenen, sich an Beratungsstellen, an das Frauenhaus oder an die Polizei zu wenden. Zeugen Häuslicher Gewalt sollten Warnsignale in jeglicher Form beachten und Unterstützung anbieten. Ansprechpartner sind beispielsweise das Frauenhaus.EN (02339/6292), die Frauenberatung.EN (02336/4759091, 02302/52596 und 02324/594005), die Polizei (110), die Opferschutzbeauftragten der Polizei (02336/9166 2956 und 0234/909 4059) und der WEISSE RING (02333/609060).

Um Gewalt an Frauen und Kindern zu ächten, hat der Runde Tisch alljährlich seit 2004 eine kreisweite Aktion initiiert. Dabei wurden die Botschaften in der Vergangenheit unter anderen auf 200.000 Brötchentüten und 50.000 Taschentuchpäckchen, 1.000 Regenschirmen und 2.500 Eiskratzern, 1.500 Trillerpfeifen und auf Plakaten und Bannern in die Öffentlichkeit getragen. Sie lauteten beispielsweise „Gewalt kommt nicht in die Tüte.“ „Keine Gewalt gegen Frauen. Wir haben die Nase voll!“. „Wir lassen Frauen nicht im Regen stehen.“ „Eiskalt gegen Häusliche Gewalt.“

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Der „Runde Tisch EN gegen Häusliche Gewalt“, der die Aktionen geplant und vorbereitet hat, besteht seit 1999. Er vernetzt viele Institutionen  und Fachleute aus Justiz, Polizei, dem Opferschutz, den Beratungsstellen, dem Frauenhaus, der Frauenberatung, dem Gesundheitswesen und die Gleichstellungsbeauftragten der Städte und der Kreisverwaltung miteinander, um den gewaltbetroffenen Frauen und ihren Kindern im Ennepe-Ruhr-Kreis ein sichereres Leben zu ermöglichen. Schirmherr ist Landrat Olaf Schade.

Aktion zum „Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen“ in Wetter am Donnerstag, 26. November von 16 bis 17.30 Uhr im Ruhrtalcenter, Kaiserstraße. An dem Informationsstand stehen Vertreter der Stadt und des Runden Tisches für Informationsgespräche zur Verfügung.

 

Archivbild

 

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