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Hallig Wetter – Straßen NRW baut Warft an der Ruhr

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Was man sonst nur von den friesischen Halligen kennt, wird auch an der Ruhr in Wetter bald ein ganz normales Bild sein: Kühe, die sich bei Hochwasser auf eine Warft zurückziehen. Die Straßen.NRW-Regionalniederlassung Südwestfalen baut unter der B226-Ruhrbrücke derzeit an dieser künstlichen Insel, die Teil eines großflächigen Ausgleichsprojektes ist.

 

Beweidung mit Rindern

Straßen- und Brückenbau ist immer mit Eingriffen in die Natur verbunden. Diese müssen an anderer Stelle ausgeglichen werden. Schon vor dem Bau der Ruhrbrücke war die zehn Hektar große Fläche rechts und links des geplanten Bauwerks für Ausgleichsmaßnahmen angekauft worden. Die Planungen aus den 1990er Jahren sahen vor, dort großflächig Gehölze anzupflanzen. Doch aus heutiger Sicht ist dies gerade wegen der Nähe zur Ruhr ökologisch nicht sinnvoll. „Eine ganzjährige Beweidung mit Rindern wertet diesen Bereich weit mehr auf“, sagt Sachbearbeiter Christoph Geck auch mit Blick auf die großflächige Ausbreitung des Riesenbärenklaus (Herkulesstaude) in den Ruhrwiesen. Der können die Weidetiere Einhalt gebieten. Für die Beweidung konnte ein lokaler Landwirt aus Wetter-Wengern mit seinen Tieren gewonnen werden.

Da die Ruhrwiese regelmäßig durch das Hochwasser der Ruhr überflutet wird, muss gesichert sein, dass die Tiere das ganze Jahr über trocken stehen und ruhen können. Und hier kommt nun das Hallig-Prinzip in den Blick: Der Stall für die Tiere wird wie auf einer Hallig auf einer so genannten Warft gebaut. Eine künstliche Erhöhung, die nicht überflutet werden kann. Neben dem Stall finden die Tiere auf der Warft einen Futtertisch, eine mit Grundwasser gespeiste Tränke und eine gepflasterte Liegefläche. Nicht nur für die Rinder dient der Stall als Rückzugsraum. Das Gebäude soll auch anderen Tieren Schutz und Brutmöglichkeiten bieten. „Wir werden dort Nisthilfen für Vögel und Fledermäuse einrichten“, erklärt Geck.

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Gräben werden renaturiert

Damit die Warft nicht mit dem ersten Hochwasser wieder davongespült wird und für den Stall ein tragfähiger Untergrund entsteht, muss der Baugrund zunächst mit Schotter verfüllt werden. Die umfangreichen Erdarbeiten haben bereits begonnen. 3000 m³ Boden müssen gelöst werden, darauf werden dann nochmals 2000 m³ Schotter und Erdreich verbaut. Oben auf der Warft wird dann eine Bodenplatte gegossen – sichere Standfläche für das Stallgebäude. Es muss also viel Boden und Schotter bewegt werden. Eine Fläche gegenüber des Bauernmarktes an der Oberwengerner Straße dient als Lagerfläche. Hier werden Schotter und sonstiges Material gelagert und mittels Muldenkippern und Traktoren über die derzeit gesperrte Radweg-Rampe auf die Baustelle gefahren.

Neben den Arbeiten für die Warft und den Stall werden zwei Gräben, die sich auf der Fläche befinden, renaturiert. Bislang zogen sich diese kleinen Wasserläufe gerade und in einem tiefen Einschnitt durch die Aue und entsprachen nicht den ökologischen Ansprüchen. „Wir haben die Gräben abgeflacht und Mäander eingebaut“, erklärt der Sachbearbeiter. „So können auch die Bachläufe über und unter Wasser wieder wertvoller Lebensraum für Kleintiere werden.“

Auch wenn es unter der Ruhrbrücke – wie in der ursprünglichen Planung vorgesehen – keinen Wald mehr geben wird, ganz verzichten wollen die Planer auf Bäume nicht. Insgesamt 25 heimische Hochstämme werden gepflanzt. 15 der Bäume sollen entlang der Brücke stehen und das Bauwerk optisch in die Landschaft eingliedern. Weitere zehn finden entlang der Rampe ihren Platz. Darüber hinaus sollen junge Weidengehölze an der Ruhr wachsen, um dort die Auenwaldbestände zu stärken. Vier Strauchhecken dienen künftig auf der Weidefläche als Rückzugsort und Nährgehölz für die Vogelwelt. Auf der großen Böschung entlang des Radweges und auf der gegenüber liegenden Seite der Brücke werden die Böschungen mit heimischen Sträuchern bepflanzt. „Hier werten gut 3000 neue Sträucher die Flächen ökologisch auf“, so Geck.

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Sechs Reptilienburgen

Auf der Fläche an den Bahngleisen sollen darüber hinaus sechs sogenannten Reptilienburgen entstehen. Gebaut aus Steinen, Sand und Totholz bieten sie den seltenen Zauneidechsen und anderen Trockenheit und Wärme liebenden Lebewesen einen Lebensraum.

Alle Arbeiten sind mit der Stadt Wetter abgestimmt. In die Planung der Maßnahme war die biologische Station des Kreises EN, die untere Naturschutzbehörde des Kreises EN und die Landwirtschaftskammer NRW involviert.

Der Landesbetrieb investiert in die Arbeiten 1,2 Millionen Euro.

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(Foto: Straßen.NRW/Susanne Schlenga)

 

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